Gärten Reisen

Gärten in Norditalien 3 – Villa Balbianello am Comer See

Der Comer See liegt nur etwa eine Stunde nördlich von der Millionenstadt Mailand. Und man sollte meinen das er aufgrund seiner schnellen Erreichbarkeit völlig von Feriensiedlungen und Hotelanlagen zugebaut ist. Aber ähnlich wie an einem Fjord ragen an seinen Ufern die von dichten Esskastanienwäldern bewachsenen Felsflanken steil auf, dahinter thronen schroffe Gipfel die bis ins Frühjahr mit Schnee bedeckt sind. Da bleibt nur wenig Platz für Strassen und Ortschaften. Auch ist das Wetter oft launisch und wechselt schnell. Dadurch hat sich der See seine Ursprünglichkeit bewaren können. Dem heutigen Besucher präsentiert sich der See fast genauso wie vor 100 Jahren.

Sowohl die klimatischen als auch die geologischen Gegebenheiten unterscheiden sich wesentlich vom Lago Maggiore. Das klare Wasser des tiefsten Sees von Europa ist von einem faszinierenden Blau. Zahlreiche Villen und Hotels mit klangvollen Namen säumen seine Ufer. Viele prominente Gäste haben sie beherbergt.

Die Villa Balbianello steht auf meiner Liste der faszinierendsten Flecken der Erde die durch Menschenhand noch schöner wurden. Sie liegt auf der Spitze der Halbinsel Lavedo, einer romantischen Halbinsel im Comer See. In ihrer kleinen Welt erwarten den Besucher viele interessante Überraschungen. Wie viele beeindruckende Gärten hat auch Balbianello eine interessante Geschichte zu erzählen.
Der Bau der Villa und der Loggia geht auf das Ende des 18. Jhd zurück. Kardinal Durini hat die Landzunge erworben und die Reste des alten Franziskanerklosters zu einer Sommervilla umgebaut und errichtete an erhöhter Stelle eine Loggia. Diese Idee erscheint einem noch heute als idealer Gestaltungshandgriff für den Ort. Nach Durinis Tod hat dann sein Enkel der Patriot Lambertenghi das Anwesen geerbt und einen Treffpunkt für Freimaurer daraus gemacht. Als dieser dann ins Exil nach Belgien kam übernahm sein Freund und Unterstützer Giuseppe Arconati Visconti die Villa und machte diese zu einem namhaften Sommersalon, der von Schriftstellern und Dichtern wie Berchet und Manzoni gerne besucht wurde. Der Sohn von Visconti statte dann die Terrasse mit der berühmten steinernen Balustrade aus, welche schon in Kinofilmen wie Star Wars – Krieg der Sterne oder James Bond – Casino Royal zu sehen war. Nachdem die Villa nach dem Ende des Geschlechts der Visconti neununddreißig Jahre leer stand, erwarb der amerikanische General Butler Ames das Anwesen. Ihm sind wichtige Restaurierungsarbeiten zu verdanken. Das heutige Bild der Anlage und vor allem der wertvollen Sammlungen die sie beherbergt ist im wesentlichen auf ihren letzten Besitzer den Mailänder Unternehmer, leidenschaftlichen Reisenden und Sammler Guido Monzini zurückzuführen. Dieser hat von seinen Expeditionen u. a. zum Nordpol und dem Mount Everest Erinnerungsstücke und Exponate für sein Privatmuseum zusammengetragen.balbianello12Im Idealfall erreicht man den üppigen Garten der die Villa Balbianello einrahmt per Bootsfähre von Lenno kommend und startet den Rundgang am Bootsteg. Die Loggia, das Herz des Gartens, erhebt sich dominierend am Ende des Weges. Sie bietet ein doppeltes Panorama, auf der einen Seite die Tremezzina – das Seedreieck, auf der anderen Seite das Dianabecken mit Blick zur Insel Comacina. Wer zu Fuss von Lenno startet erreicht nach einem schönen Spaziergang durch das Wäldchen entlang des steilen Ufers den Garten. Durch den Fussgängereingang erreicht man den Garten und der Blick fällt gleich auf die Loggia deren Säulen und Seitenwände in einem kunstvollen netzartigen Muster von Kletterfeigen (Ficus pumila) umrankt sind. Schaut man an der Nordseite der Loggia entlang, erblickt man eine große Steineiche (Quercus ilex) deren Krone zu einem pilzförmigen Halbrund geschnitten ist. Der Weg hinab zur Anlegestelle wird von kandelaberförmig geschnittenen Platanen beschattet, deren Fuss von Efeu (Hedera helix) umrankt ist. Zwischen ihnen stehen klassische Skulpturen und Hortensien in Töpfen. wesentliche Gestaltungselemente des Gartens sind akkurat geschnittene Gehölze, klare architektonische Linien,  kurz geschorene Rasenflächen und Buchshecken. Im Frühjahr breiten sich auf den Hängen üppig blühender Blauregen (Wisteria) aus. Nichts verhindert den Blick in die grandiose Umgebung in die der Garten eingebettet liegt. Darin liegt wohl der eigentliche Reiz des Ortes.
Der Garten ist recht klein und in kurzer Zeit hat man ihn erforscht.

Die folgenden Bilder vergrößern sich durch anklicken:

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Der Garten wird heute von der FAI verwaltet, einer gemeinnützigen Stiftung zur Pflege, Förderung und Wahrung von Denkmälern und Natur und Landschaft.

ÖFFNUNGSZEITEN:
15. März – 4. November: 10.00- 18.00
Montag und Mittwoch geschlossen

 

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