Drei Wochen nach der Eröffnung der Gartenschau bin ich nach Bad Lippspringe gefahren um mir anzusehen wie sich die Pflanzflächen entwickelt haben. Die Pflanzplanung dafür habe ich für das Büro sinai Landschaftsarchitekten gemacht, welches mit der Gesamtplanung beauftragt ist.
Bis zum Ende des letzten Jahres wurden die Beete mit Stauden und Sträucher bepflanzt. Im Oktober/November sind dann ca. 120000 Blumenzwiebeln in die Flächen gesteckt worden. Tausende Violen und andere Frühjahrsblüher sind dann im Frühjahr noch in die Beete gekommen. Die Planung und die Umsetzung der Pflanzung hat mich also über die letzten zwei Jahre begleitet. Entsprechend gespannt war ich nun ob das Ergebnis auch der Planung entspricht. Schliesslich plant man als Pflanzplaner am lebenden Objekt und die Natur hat immer ein Wörtchen mitzureden. Da gab es einen heißen und trockenen Sommer im vergangenen Jahr und die Bewässerungsanlage für die Flächen lief nicht gleich nach der Bepflanzung der Flächen, es musste also ständig gewässert werden. Durch die Lage am Waldrand kamen Nachts, manchmal auch schon am Tag die Rehe und machten sich über die frischen Triebe der Pflanzen her. Und im Winter dann gab es Stellen in denen das Wasser stehen blieb. Und nach einem zunächst lange kalten Frühjahr befürchtete ich nun das die Pflanzen im Wachstum stockten. Dennoch wird gerade bei Gartenschauen der Erfolg immer vor allem auch an der Qualität der Pflanzungen festgemacht.
Aber zu meiner Beruhigung hatten sich die Pflanzflächen bereits gut entwickelt. Vor allem die Tulpen und Kaiserkronen liefern jetzt ein Blütenspektakel.
Gleich nach Betreten des Geländes über den Haupteingang erreicht man die großen Wechselflorbeete vor dem Parkhotel. Die Farbe der Pflanzungen ist hier in rot-weiss und Zwischentönen gehalten. Vor allem die hoch aufragenden Blütenkerzen der Persischen Kaiserkrone (Fritillaria persica ‘Ivory Bells’) beeindruckten.Die Kaiserkronen stehen als Gruppe in einer Mischung von Tulpen. Hier: die gefüllte Tulpe ‘Mount Tacoma’, die lilienblütigen Tulpen ‘ White Triumphator’ und ‘Marylin’ und die späte ‘Pink Diamond’.In der Hauptachse der Kurparkes befindet sich das sogenannte Loungeparterre. Zwischen blattförmigen Beeten die mit Stauden und Wechselflor bepflanzt sind stehen Sitzmöbel in Sesselform. Die Beete sind als Farbverlauf gestaltet, beginnend mit gelben Beeten in der Nähe des Einganges über orange-rot hin zu violett und weiss. Die besondere Herausforderung bestand darin einen gestalterischen Zusammenhang zwischen Stauden und Wechselflorbeeten herzustellen. Da natürlich die Staudenbeete weniger dicht mit Blumenzwiebeln bestückt werden konnten als die Beete in denen gewechselt wurde.Bei einem Blick über die gesamte Fläche ist der Farbverlauf gut zu erkennen. Da die Tulpen immer als Mischung von drei verschiedenen Sorten (früh-mittel-spät-blühend) verwendet wurden um die Blütezeit von fast zwei Monaten abzudecken changieren die Flächen leicht in der Farbe, was die Wirkung der verlaufenden Farben zusätzlich verstärkt. Der planerische Aufwand um solch einen Effekt zu erzielen ist relativ hoch, da man nur bedingt mit Wiederholungen arbeiten kann. Für jedes Beet muss eine neue Mischung von Tulpen gefunden werden. Bei aktuell ca. 4200 verschiedenen Tulpensorten in 15 verschiedenen Blütenklassen hat man dann die Qual der Wahl…Ein Blick entlang der Parkpromenade Richtung Parkhotel läßt die Struktur der Beete gut erkennen. In den mittleren Schwüngen, welche später durch höhere Gräser ausgefüllt werden dominieren Tulpen zu denen sich dann Kugellauch dazugesellt. In den niedrigeren Randbereichen blühen zwischen den Stauden mehrblütige gelbe und weisse Triandrus- und Jonquilla-Narzissen. Diese sind langlebig und robust und begeistern durch ihre zahlreichen Blüten.In der Parkachse die sich Richtung Mersmannteiche erstreckt ist die Gestaltung der Pflanzflächen natürlicher gehalten. Auch bei den Zwiebelblühern wurden daher vorwiegend Wildformen verwendet. Hier die Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum) welche zwischen den austreibenden Stauden wächst und die hellgelbe Engelstränen-Narzisse (Narcissus triandrus ‘Hawera’) zwischen austreibenden Gräsern. Narzissen und Traubenhyazinthen waren hier im Waldpark auch erste Wahl weil weder Mäuse noch Rehe großes Interesse an ihnen haben.
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