Der besondere Reiz der Gartenwelt der Oberitalienischen Seen liegt in ihrer Vielfalt. Unter den Schöpfern finden sich italienische Fürsten, ausländische Adlige und Gartenenthusiasten die sich ihr persönliches Eden erschufen. Manche Gärten sind entstanden indem man aus dem schwierigen Gelände das Beste heraus geholt hat, andere sind schon Jahrhunderte alt und von Allegorien und Symbolik geprägt. Andere Gärten sind politisches Statement oder purer Ausdruck von Reichtum. Immer aber sind diese Gärten mit ihrer grandiosen Umgebung verflochten, Blickachsen auf die Berge und den See gehören wie selbstverständlich zum Gestaltungsmittel.
Die Gebirgsflanken bieten Schutz vor kalten Winden aus dem Norden, das Wasser der Sees speichert die Wärme bis in den Winter hinein. Im Frühjahr und Sommer fällt mehr Regen als im für sein nasses Wetter berüchtigten englischen Lake District. Trotzdem ist das Wetter meist wunderbar, man sollte aber immer eine Regenjacke dabei haben. Auf diese Weise klimatisch begünstigt bietet sich eine botanische Vielfalt wie kaum an einem anderen Ort in Europa. Nirgendwo sonst in Italien strotzen die Gärten so vor saftigem Grün.
Hinzu kommt der kulturelle Reichtum der Region, und das Erbe der vielen Gartenenthusiasten die hier schon vor Jahrzehnten Gärten mit beeindruckenden Sammlungen von Gehölzen anlegten; nirgendwo sonst habe ich solche riesigen Immergrünen Magnolien (Magnolia grandiflora) bewundert. Wie ein Märchenreich erhebt sich die Insola Bella, eine der fünf Borromäischen Inseln, aus dem türkisblauen Wasser des Lago Maggiore, dem zweitgrößten der oberitalienischen Seen. Weisse Pfauen stolzieren über den Rasen und schlagen ihr Rad auf, die Terrassen in feinstem Zuckerbäckerbarock thronen wie eine Pyramide an der Spitze der Insel und empfangen den Besucher der sich mit dem Boot aus Richtung Stresa nähert. Ein Barockgarten legt es darauf an den Betrachter zu überwältigen. Dieser tut es auf besondere Weise, denn allein durch seine Lage im See, umgeben von den Bergen der Lombardischen und Piemonteser Alpen, ist dieser Ort einzigartig.Gleich nach Betreten des Gartens wird man vom Diana-Atrium empfangen, welches Palast und Garten miteinander verbindet. Der achteckige Raum dient dem Zweck den Knick in der gewünschten idealen Achse zwischen Schloss und Garten zu verbergen. Das gelingt durch die beiden gewundenen Treppen die den Besucher nach oben in den Garten führen.
Die Mauern auf der Nordseite der Terrasse werden von üppigen Hortensien gesäumt.Die weissen Pfauen die überall im Garten anzutreffen sind, wurden im 17.Jahrhundert auf die Insel gebracht. Die Nachzucht erfolgt in großen Volieren am Rande des Gartens.
Die Isola Bella bietet vieles; eine eindrucksvolle Pflanzensammlung – z.B. jahrhunderte alte Zitrusbäume an den Terrassenspalieren, ein von Skulpturen gesäumter Panoramablick auf die Bucht von Stresa, farbenreiche Parterres deren Pflanzen in der Inselgärtnerei selbst gezogen werden und ein wunderbar stilles verwunschenes neogotisches Gewächshaus.
Alles in allem, Barock hin oder her – diesen Garten muss man gesehen haben!