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Hitzestress und Trockenheit – der Garten im Klimawandel

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Die Monate Juni und Juli sind für mich im Garten eigentlich die schönste Zeit. Viele der prächtigsten Blütenstauden haben dann ihren grossen Auftritt. Die anhaltende Hitze in diesem Jahr läßt die Pflanzen allerdings im Zeitraffer blühen und reifen. Fast täglich haben sich die Blüten im Garten gewandelt. Nur 30 Tage dauerte es von den Narzissen bis zu den ersten Rosen. Jetzt blühen bereits die Herbstanemonen und der Holunder beginnt zu reifen. Laut dem diesjährigen phänologischen Kalender beginnt jetzt Anfang August bereits der Frühherbst.

Ist das schon die neue Wetter-Wirklichkeit des Klimawandels?
Trotz heftiger Turbulenzen in der Wetterlage vor allem gegen Ende Mai und im Juni war der bisherige Sommer 2018 rekordverdächtig heiß – einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung und einer der trockendsten.
Wärmstes Bundesland war Berlin: In der Hauptstadt lag die Temperatur im Schnitt mit 19,4 °C im Juni und im Juli bei 21,5°C. Mit knapp 35 l/m² im Juni und 70 l/m² im Juli fielen bei uns die Regenmengen sogar noch moderat aus (alle Angaben DWD).
Giessen stand für den Gärtner dennoch an der Tagesordnung.

Was bedeutet also Gärtnern in Zeiten des Klimawandels?
Der kontinuierliche Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur in Deutschland hat zur Folge, dass der Winter früher endet und der Sommer weiter in den Herbst hineinreicht. Die Zeit vom letzten Blattfall der Stieleiche bis zur ersten Haselblüte ist geschrumpft. Langjährige phänologische Beobachtungen belegen das die Winter seit den Fünfziger Jahren um fast vier Wochen kürzer geworden sind und die Vegetationsphase heute etwa 9 Tage länger ist als damals.
Der Wandel der Blühzeiten beeinflusst auch die Tierwelt: Bienen und Wildbienen sind zu der früheren Jahreszeit mitunter noch gar nicht bereit für den ganzen Überfluss, der sich ihnen bietet, sie schaffen es auch nicht im Zeitraffer die vielen Blüten abzufliegen.
Aber Gärtnern zu Zeiten des Klimawandels bedeutet auch mit Extremen umzugehen. Denn solche harten Übergänge wie in diesem Frühjahr werden häufiger und ebenso solch langanhaltende Trockenperioden wie im aktuellen Sommer. Aber auch häufige Starkregen wie im letzten Jahr werden zunehmend zur Normalität. Auch wenn es in der Regel weiterhin Frühling, Sommer, Herbst und Winter geben wird, werden wir in 50 Jahren tatsächlich nicht mehr von klassischen Jahreszeiten sprechen können.

Was bedeutet der Klimawandel für den Garten?
In der Planung öffentlicher Grünflächen und in der Stadtplanung ist der Klimawandel und die mit ihm einhergehenden Wetterextreme schon lange ein grosses Thema das in vielerlei Hinsicht ein Umdenken erfordert. Sei es nun im Umgang mit dem vielen Wasser das es bei den häufiger werdenden Starkregenereignissen abzuleiten gilt oder in der Verwendung von sogenannten Klimabäumen für das Straßengrün oder Grünanlagen. Generell wird dem Grün in Städten immer größere Bedeutung beigemessen, vor allem auch wegen der positiven Effekte die dieses auf das Stadtklima hat. Denn Bäume und Grünflächen verdunsten Wasser und tragen somit zur Kühlung der Umgebung bei. Gärten und Gartenanlagen sind die grünen Lungen der Städte. Daran sollte auch jeder Gartenbesitzer denken der mit dem Gedanken spielt statt einer Grünfläche in seinem Garten eine Kieswüste oder umfangreiche gepflasterte Parkplätze anzulegen.

In einem strukturreichen Garten verdunstet weniger Wasser. Die Pflanzen schützen sich gegenseitig vor Austrocknung.

Wie wird mein Garten zum Klimagarten?

  1. Die wichtigste Massnahme zum klimafreundlichen Garten besteht darin möglichst viel Grünfläche anzulegen und so wenig wie möglich Fläche zu befestigen. Wege müssen nicht zwangsläufig befestigt werden, sie können auch als Kieswege oder in wassergebundener Bauweise angelegt werden. Der Stellplatz für das Auto kann auch durch Schotterrasen oder Rasengitterstein, zumindest aber mit wasserdurchlässigem Ökopflaster gebaut werden.
  2. Der Garten sollte generell möglichst strukturreich bepflanzt werden. So können Gehölze oder größere Stauden als Schattenspender dienen und verhindern das beflanzte Beete zu stark der Sonne ausgesetzt sind.
  3. Eine standortangepaßte Pflanzung hilft den Pflege- und Bewässerungsaufwand zu minimieren.
  4. Anfallendes Regenwasser von Dachflächen sollte in Wasserfässern oder bei großen Flächen in Zisternen gesammelt und zum Giessen oder als Brauchwasser verwendet werden.
  5. Um den Giessaufwand zu minimieren sollten Staudenbeete oder Strauchflächen so dicht bepflanzt werden das der Boden wenn die Pflanzen ausgewachsen sind durch die Blätter vor Verdunstung geschützt ist. Bei Neupflanzungen kann der Boden durch Mulch geschützt werden. Dabei ist zu beachten das Schattenstauden organisches Mulchmaterial wie Grünschnitt oder Laubhumus bevorzugen, bei Sonnenstauden wie Katzenminze oder Salbei ist Mineralmulch aus Splitt oder Kies die bessere Wahl. Einmal eingewachsen müssen Stauden dann kaum noch gegossen werden.
  6. Um den Boden vor Verdunstung zu schützen sollten auch Gemüsebeete mit Grünschnitt oder Stroh gemulcht werden.
  7. Wenn Giessen dann richtig giessen: Hier gilt das Motto – Weniger ist mehr. Das heißt, nicht täglich etwas wässern, sondern in größeren Abständen, also etwa alle drei bis vier Tage durchdringend. In der Natur regnet es schliesslich auch nicht jeden Tag und die Pflanzen passen ihr Wurzelwachstum an das Wasserangebot an. Die Wurzeln der Pflanzen wachsen immer zum Wasser hin, gießt man also oft eher wenig bleibt das Wasser an der Oberfläche und die Wurzeln der Pflanzen demzufolge auch. Ist es dann trocken dann laufen die Pflanzen Gefahr zu verdorren. Man kann somit Pflanzen daran gewöhnen mit geringeren Wassermengen auszukommen.
  8. Vor allem im Gemüsebeet hat sich das Eingraben von Ton- oder Terracottatöpfen in den Beeten bewährt. Diese führen das Wasser direkt zu den Wurzeln der Pflanzen.
  9. Wer den Bewässerungsaufwand weiter minimieren will und sehr wasserdurchlässigen Boden hat sollte über ein Bewässerungssystem nachdenken. Dieses kann auch durch aufgefangenes Regenwasser aus einer Zisterne gespeist werden.
  10. Bei lehmigem Boden oder einem Garten in Grundwassernähe hilft es die Beete als Hügelbeete anzulegen. Bei einem der häufiger werdenden Starkregen kann so das Wasser besser ablaufen.
  11. Rasenflächen sollten ebenfalls minimiert werden, da sie wenig strukturreich sind und schnell austrocknen bei ausbleibenden Regenfällen. Eine Wiese ist da robuster und muss kaum gewässert werden. Man kann ja auch in einer Wiese da wo man oft durchlaufen muss Rasenwege anlegen.
  12. Nach Möglichkeit sollten Dachflächen begrünt werden, im einfachsten Fall mit Sedum oder Sempervivum. Das hilft Regenwasser zu speichern und zu verdunsten.
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Welche Pflanzen kommen mit dem Klimawandel klar?
Nicht alle Pflanzen vertragen die häufigeren Wetterextreme gut. Für die Verwendung von Bäumen im öffentlichen Grün wurden schon verschiedene Studien zur Anpassung an den Klimawandel durchgeführt.
Auch bei den Stauden gibt es viele die mit anhaltender Hitze und Trockenheit gut klar kommen. Hier sind vor allem die Stauden der nordamerikanischen Prärie zu nennen. Es handelt sich hier um Wildstauden für wechseltrockene bis trockene Standorte. Sie besitzen eine große Anpassungsfähigkeit und Trockentoleranz. Da sie meist sehr tief wurzeln können sie selbst nach anhaltender Trockenheit das Wasser noch aus tiefen Bodenschichten ziehen. Im Gegensatz zu vielen mediterranen Stauden und Halbsträuchern, die zwar viel Trockenheit vertragen, haben Präriestauden kein Problem mit dem meist eher nassen mitteleuropäischen Winter und Frühjahr. Damit sind sie geradezu prädestiniert für die Verwendung im pflegeleichten Naturgarten. Zusammen mit Gräsern lassen sich so wunderschöne Pflanzbilder kombinieren.

Federgras (Nassella tenuissima), das heimische Zittergras (Briza media) und Schafgarbe (Achillea) – dieses Beet muss nicht gegossen werden

Empfehlenswerte Arten sind:
Amerikanische Bergminze (Pycnanthemum pilosum)
Bartfaden (Penstemon-Arten und -Sorten) besonders P. barbatus ‘Coccineus’ und P. hirsutus
Duftnesseln (Agastache -Arten)
Färberhülse (Baptisia australis)
Goldruten (Solidago-Sorten)
Kokardenblume (Gaillardia-Sorten)
Myrthenaster (Aster ericoides-Sorten)
Niedrige Rauh-Aster (Erybia radula)
Prachtscharten (Liatris-Arten)
Prärie-Kerze (Gaura lindheimerii)
Scheinsonnenhut (Echinacea-Arten und -Sorten) hier besonders die Wildformen E. pallida und E. tennesseensis (Sorte ‘Rocky Top Hybriden’)
Sonnenhut (Rudbeckia-Arten) besonders R. missouriensis und R. fulgida var. speciosa
Waagerechte Herbstaster (Aster lateriflorus var. horizontalis)
Wild-Petunie (Ruellia caroliniensis)
uvm.

Gräser
Purpur-Liebesgras (Eragrostis spectabilis)
Tautropfengras (Sporobolus heterolepis)

Es gibt aber auch unter den europäischen Stauden einige die für die ansteigenden Temperaturen gewappnet sind:
Bartiris (Iris-barbata-Sorten),
Berg-Astern (Aster amellus-Sorten),
Fetthenne (Sedum telephium),
Katzenminzen (Nepeta-Arten),
Kugeldisteln (Echinops-Arten),
Mannstreu (Eryngium-Arten),
Schafgarbe (Achillea-Sorten),
Steppen-Salbei (Salvia nemorosa),
Wolfsmilch (Euphorbia-Arten)

Gräser
Federgras (Nasella tenuissima)
Riesen-Federgras (Stipa gigantea)
uvm.

Einige Beispiele zeigen die folgenden Bilder, die Anzeige vergrößert sich durch Anklicken.

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Das ist nur eine kleine Auswahl der geeigneten Stauden. Auf das Thema der trockentoleranten Stauden werde ich in einem weiteren Post nochmal detailliert eingehen.

Bis dahin bleibt frisch!

  1. Liebe Theresa,
    ich hoffe, es geht dir gut u. du konntest deinen Baum wieder aufrichten. Mit Interesse habe ich deinen Beitrag gelesen, der viele gute Tipps beinhaltet. Es bleibt abzuwarten, ob wir künftig wirklich mehr mit solchen Sommern rechnen müssen. In jedem Fall habe ich beschlossen, nur noch trockenheitstolerante Pflanzen zu kaufen. Auch die kommen irgendwann ans Limit – ehrlich gesagt wäre ich die Erste, die einen reinen Sukkulenten- oder mediterranen Garten anlegen würde, aber unsere nassen, oft auch kalten Winter lassen das leider nicht zu. War heuer sehr inspiriert von den endemischen Pflanzen in Namaqualand – ja, dort würde ich gern einen Garten gestalten, nur mit diesen Schätzchen, garantiert trockenresistent. Aber leben möchte ich dort auch nicht! 😉 Frohe, bunte Herbsttage (die Farben sind ja trotz Dürre toll!) wünscht dir Annette

  2. Liebe Theresa,
    Ich stelle gerade immer wieder fest, dass alle “Gartenmenschen”, die ich kenne sich die selben Fragen stellen und mit dem selben großen Thema beschäftigen. Deine Herangehensweise an die Thematik über die Idee eines Klimagartens finde ich sehr gut, bei uns in Tübingen gibt es tatsächlich einen Garten, der sich Klimagarten nennt dort wird vieles ausprobiert in Richtung Permakultur und Terra preta ein sehr spannendes Thema finde ich. Deine Staudenauswahl ist prima ich sehe es als Erfahrungsschatz, solche Beobachtungen welche Pflanzen auch in diesen Extremen sehr gut funktionieren zu sammeln, so kann man in Zukunft besser steuern wie pflegeaufwändig ein Garten ist.

    Liebe Grüße Saskia

  3. Liebe Theresa,
    wir werden uns wohl mit Wetterextremen arrangieren müssen. Auf die Idee mit den trockenheitsresistenten Pflanzen bin ich vor einiger Zeit bereits gekommen und nun in der Probephase. Man kann sagen, es gibt überraschend durchhaltestarke Hungerkünstler und unerwartete Verlierer. Dazu werde ich demnächst mal berichten. Deine Pflanzenauswahl ist sehr hilfreich, danke schön! Davon findet sich hier Einiges.
    Unsere Garage braucht eine neue Dachhaut und bei der Gelegenheit soll, so die Statik es erlaubt, eine passende Dachbegrünung angelegt werden.
    Liebe Grüße
    Karen

  4. hanna weihl

    hallo theresa,
    obwohl ich ja schon einige deiner ratschläge befolge, dieses jahr ist einfach nur dürre.
    deine liste mit den trockenrestistenten pflanzen werde ich mir mal genauer zu gemüte führen.
    mit dem wunsch für viel regen

    gruss hanna

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