Nachdem ich schon einmal im Juni bei der IGA war (Klick) wollte ich nun ein zweites Mal das Gartenschaugelände besuchen. Da das Gelände riesig ist, konnte ich bei meinem letzten Besuch nicht alle Ausstellungsbereiche sehen.
Diesmal galt mein Hauptinteresse den Ausstellungsgärten die ich noch nicht kannte und den grossflächigen Stauden- und Gräserrabatten von Petra Pelz und Ingrid Gock. Besonders interessierte mich auch das Innenhof- und Dachgartenprojekt von Jonas Reif, der zum Thema Citytrop ein interessantes Buch (Citytrop, Verlag Eugen Ulmer) geschrieben hat. Auch in der “Gartenpraxis” , einer informativen Gartenzeitschrift, waren in den letzten Ausgaben darüber mehrere ausführliche Artikel zu lesen.
Der Sukkulenten Dachgarten, der auf den Bildern zu sehen ist, ist inspiriert von trockenen, windexponierten Hochlandflächen und präsentiert eine Bepflanzung die trockenheitsresistent ist und durch Laub- und Blattextur mit wenigen Blüten wirkt. Luftige Gräser wirken als Gegenpart zu den Sukkulenten mit kräftiger Textur. Yuccas geben dem Ganzen eine exotische Wirkung, sind aber durchaus frosthart. Eine Farbgebung mit hellgrauen und weissen Tönen unterstreicht die mediterrane Atmosphäre.Feigenkaktus (Oppuntia), Fetthenne (Sedum), Currykraut (Helichrysum italicum) und Walzenwolfsmilch (Euphorbia myrsinites) stehen in interessantem Texturkontrast zu Mexikanischem Fiedergras (Nasella tenuissima).Im “Tropischen Hinterhof” wird gezeigt wie durch Blatttextur eine Stadtoase entstehen kann. Zahlreiche für unsere Breiten ungewohnte Arten kommen dabei zum Einsatz. Zu den prägenden Pflanzen gehören Schirmmagnolia (Magnolia tripetala), eine Magnolie mit auffällig großen Blättern, Matteucia struthiopteris Typ Uwe Pegelow, eine besonders großwüchsige Sorte, sowie die hellgrünlaubige Hosta ‘Winter Snow’, mit fast ledrig wirkenden Blättern. Chinesische Hanfpalmen (Trachycarpus fortunei), die so winterhart sind das sie selbst in Brandenburg in manchen Regionen schon als Neophyt gesehen werden, sowie Aralien (Aralie elata) und Indianerbananen (Asimia triloba) sorgen für Exotik in der Gehölzschicht. Durch die Verwendung dunkler Beläge und grauer “Hauswände” wurde ein starker Kontrast zu den kräftig grünen Blattpflanzen erzeugt, wodurch die üppige Wirkung verstärkt wurde. Zwei in den Boden eingelassene Wasserbecken ergänzen die Tropenwaldatmosphäre.Verlässt man die Dach- und Innenhöfe, erreicht man mehrere Hausgartenbeispiele. Von denen hat mir die Präriepflanzung mit Holz (Planung Claudia Rump) besonders gefallen. Neben Holz mit natürlich vergrauter Oberfläche werden typische Prairiestauden und -gräser verwendet. Das kühle Grau der Holzoberfläche lässt dabei die meist in gelb-orange-rot blühenden Stauden leuchten. Schwirrende Blüten von Moskitogras (Bouteloua gracilis) und die Blütenbälle von Patagonischem Eisenkraut (Verbena bonariensis) geben der Pflanzung Leichtigkeit. Die mehr als zwei Meter hohen Blütenköpfe von Rudbeckia maxima schweben über der Gräserblüte von Garten-Reitgras (Calamagrostis x acutiflora ‘Karl Foerster’). Im Vordergrund die rostroten Blüten der Sonnenbraut Helenium ‘Moerheim Beauty’.Ein weiterer neu angelegter Garten den ich sehr mag ist der Englische Landhausgarten. Dieser ist eigentlich schon für sich allein genommen ein Garten den es zu besuchen lohnt. Alle Elemente die sich auch in englischen Gärten finden trifft man hier an. Den mit englischen Rosen bepflanzten Rosengarten, einen Walled Garden mit Spalierobst an den gemauerten Wänden und dem Gemüsegarten in dem zwischen dekorativem Gemüse auch Dahlien blühen. Auch eine Doppelstaudenrabatte gehört zum Inventar.In den Wassergärten, der ‘Promenade Aquatica’, gelegen am südlichen Rand des Gartenschaugeländes, kommt Wasser in seinen verschiedensten Formen zur Wirkung. Aus Quelltöpfen blubbert es wie aus heissen Quellen hervor, über glatten Wasserspiegeln kräuselt sich der Wind in zarten Wellen, von fünf Meter hohen Wänden stürzen Wasserfälle. Besonders eindrucksvoll war für mich der Nebelgarten mit seinen hohen bepflanzten Wänden.Der Christliche Garten, der bereits im Jahr 2011 fertiggestellt wurde, zeigt in moderner Form und Zeichensprache den Urtypus eines Klostergartens: den Wandelgang. Dieser ist aus goldlackiertem Aluminium gefertigt und setzt sich aus einem Geflecht von Worten und Texten aus dem Alten und Neuen Testament sowie von literarischen und philosophischen Texten zusammen. Bei Sonneneinstrahlung bildet sich ein lebhaftes Wechselspiel aus Licht und Schatten am Boden ab – eines der zentralen Leitthemen des Gartens und der europäischen Kultur.
Der innere Gartenhof ist durch ein Wegekreuz geteilt, welches aus immergrünen Heckenkörpern gebildet wird. Die Bepflanzung des Gartens erfolgte mit weiss blühenden Pflanzen wobei viele biblische Pflanzen (Rose, Lilie) verwendet wurden. Ein Wasserstein dessen Wasserfilm den Himmel spiegelt bildet den Mittelpunkt des Gartens.
Der Garten wurde nach einem Entwurf des Büros relais Landschaftsarchitekten Berlin gebaut und hat schon viele Auszeichnungen erhalten.