Frühjahr Naturstandorte Pflanzenwanderung

Osterwanderung im Tal der Märzenbecher

Im März säumen unzählige blühende Märzenbecher die Wanderwege entlang der Wiesen im idyllischen Polenztal in der Sächsischen Schweiz, der ideale Ort für einen Osterspaziergang für Naturfreunde

Nach der Schneeschmelze im März wird das Polenztal im nördlichen Elbsandsteingebirge zu einem ganz besonderen Ausflugsziel für botanisch interessierte Wanderer. Auf den Wiesen entlang des rauschenden Gebirgsbaches blühen dann zahllose Märzenbecher Leucojum vernum und geben der ohnehin schon wildromantischen Landschaft ein frühlingshaftes Gesicht. Die Märzenbecherwiesen ertrecken sich über etwa acht Hektar entlang der Ufer und auf gut ausgeschilderten Wanderwegen kann man ihnen folgen. Seit den 1960er Jahren stehen diese Flächen unter Naturschutz.

Nördlichstes Verbreitungsgebiet

Die Märzenbecher – auch bekannt als Grosses Schneeglöckchen oder Frühlingsknotenblumen – haben hier ihre nördlichste natürliche mitteleuropäische Verbreitungsgrenze.  Die bei uns geschützten Zwiebelpflanzen aus der Familie der Amaryllisgewächse sind in Südeuropa heimisch und kommen z.B. in Österreich häufiger vor. Nördlich der Alpen sind sie selten und gelten sogar als gefährdet. Umso wertvoller sind solche natürlichen Vorkommen.

Am Fluss entlang

Der Wanderweg durch die blühenden Märzenbecherwiesen beginnt an der Gaststätte und Pension Bockmühle und führt dann etwa fünf Kilometer flussabwärts durch das zuerst geräumige Tal mit weiten Wiesen, welche dicht an dicht mit unzähligen Büscheln von Märzenbechern bestanden sind. Die glockenförmigen Blüten schaukeln im Wind und verbreiten einen leichten Veilchenduft. Erreicht man den Ort Hohnstein, welcher auf steilen Felsen hoch über dem Ort trohnt, wandelt sich das Bild des Flusses, die Ufer werden steil und felsig mit den für die Gegend typischen Sandsteinformationen, die Wiesen sind dann nur noch schmal. Man kann aber auch dem ausgeschilderten Rundweg folgen, welcher früher abbiegt und den Wanderer über die umliegenden Felder zurück zum Ausgangspunkt führt.
Für botanisch Interessierte gibt es in dem Tal etwas später im Jahr auch noch andere interessante Gewächse zu entdecken, an verschiedenen Stellen wachsen Bärlauch, grosse Bestände von Buschwindröschen, Wollgras, Kuckucks-Lichtnelke, Mondviolen und Alpen-Edelweiss.
Mit etwas Glück kann man auch den seltenen Eisvogel (wir haben welche gesehen), die Gebirgsbachstelzen, Wasseramseln und Fischotter sehen.

Schwere Zeiten für Märzenbecher

Mehr als viele andere Pflanzen leiden die Märzenbecher unter den sich verändernden Klimabedingungen. In der Natur haben sie gleich mit mehreren Problemen zu kämpfen, denn ihr Gedeihen hängt unmittelbar von ausreichender Feuchtigkeit ab. Geringere Niederschläge und sinkende Grundwasserstände, Hochwasserschutz und niedrige Flusspegel schränken ihre Lebensräume ein. Milde Winter lassen die Blüten schlechter ausreifen und wegen des Insektenschwunds werden ihre Blüten seltener bestäubt. In der mittlerweile häufigen Hitzephase Ende Mai trocknen die Samen vor dem Keimen ein, natürliche Aussaaten kommen nur noch selten vor. Aber nicht nur die Samen haben ein Problem sondern auch die Zwiebeln haben zu kämpfen. Bereits im August erwachen die Pflanzen aus ihrer Ruhephase und beginnen mit dem Wurzelaustrieb und dem Aufbau der Zwiebel. Der Klimawandel hat uns in den letzten Jahren jedoch häufig einen trockenen und warmen Herbst beschert der nicht selten bis Weihnachten anhält. Das läßt die Zwiebeln schrumpeln und sie verlieren an Kraft. Mit den Jahren zehren sie sich selbst auf.
Die natürlichen Bestände der Märzenbecher haben in den letzten Jahren abgenommen und eine Verbreitung findet kaum noch statt.

Erhalt durch Pflege und Schutz

Ein weiterer Grund für das Abnehmen der natürlichen Bestände liegt im Wandel der Landwirtschaft. Hier im Polenztal mähten die Bauern die Talwiesen schon immer zweimal im Jahr für die Heuernte. Für den Erhalt und die Verbreitung der Märzenbecher ist, wie für viele blütenreiche Feuchtwiesen auch, diese zweifache Mahd notwendig. Erst in der Zeit um den Johannistag im Juni sind die Samen ausgereift und die Laubblätter voll eingezogen, dann ist der richtige Zeitpunkt für die Mahd. Früher haben die Bauern das Schnittgut mit den reifen Samen untereinander aufgeteilt. Zum Trocknen brachten sie es an den Hängen vor ihren Häusern aus, deshalb haben sich auch in den Orten um das Polenztal die Märzenbecher angesiedelt. Viele Gärten und Obstwiesen sind auch heute noch im März mit grossen Märzenbecherbeständen gesegnet. Die zweite Wiesenmahd erfolgt dann im September.
Heute ist dafür viel Handarbeit notwendig, wofür meist die Zeit und das Personal fehlt. Die Märzenbecherwiesen im Polenztal werden in Handarbeit durch den Landesverein Sächsischer Heimatschutz gepflegt, eine Beweidung der Wiesen ist nicht möglich, da die Tiere die Zwiebeln zertreten würden.

Eine langlebige Zwiebelpflanze
Sollte sich die seltene Gelegenheit ergeben echte Märzenbecher zu ergattern, solltest du in deinem Garten eine möglichst feuchte Stelle für ihn suchen. Das wäre zum Beispiel eine feuchte Senke oder die Überlaufzone eines Teiches. Am besten unter Laubgehölzen, denn die pralle Sonne mögen sie nicht. Ist der Boden im Frühjahr oder Herbst zu trocken mußt du reichlich Giessen. Vor dem Winter kannst du die Zwiebeln mit etwas Kompost oder abgelagertem Mist abdecken, das schützt vor Frost und versorgt die Zwiebeln mit den nötigen Nährstoffen. Auf diese Weise wird dir der hübsche und kostbare Frühlingsbote lange die Treue halten und sich mit etwas Glück sogar versamen. Das erfordert allerdings Geduld, denn ein Sämling braucht sieben Jahre bis er zum ersten Mal blüht. Für die Teilung von grösseren Zwiebelbüscheln gibt es nur ein kurzes Zeitfenster. Du solltest nur am Ende der Vegetationsperiode, wenn der Märzenbecher dabei ist das Laub einzuziehen, zum Spaten greifen.

Die Märzenbecher breiten sich bis an den Wasserrand des Flusses aus.

Anfahrt zum Polenztal

Wenn du die Märzenbecherwiesen besuchen willst gibt es verschiedene Möglichkeiten der Anreise, ich empfehle allerdings das Auto, da die Anreise mit Bus und Bahn eher langwierig ist und zusätzlich zu der eigentlichen Wanderung noch längere Strecken zu laufen sind. Am besten man fährt gleich für ein paar Tage in die Gegend, wir haben zum Beispiel das Osterwochenende dafür genutzt, dann lohnt sich auch eine Autofahrt und man hat auch Zeit für weitere schöne Wanderungen in der Gegend.

Mit dem Auto: von der A4 kommend ab Dreieck Dresden West auf die A17 fahren, dann weiter bis Abfahrt Pirna auf die 172a, Elbquerung Pirna-Copitz, durch Lohmen weiter bis Hohnstein/Sächsische Schweiz. Ab Hohnstein Richtung Ehrenberg nach Cunnersdorf. Die Parkplätze an den Märzenbecherwiesen sind ausgeschildert.

Mit der Bahn: von Dresden mit der S-Bahn S1 bis Pirna, von Pirna ZOB (Zentraler Busbahnhof) mit dem Bus 237 Richtung Sebnitz Busbahnhof bis Oberehrenberg dann weiter zu Fuss

Ein paar schöne Osterfeiertage wünsche ich!

Die folgenden Bilder vergrößern sich durch Anklicken.

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  1. Bisher habe ich nie Märzenbecher in der freien Natur gesehen. Ich dachte, sie sind Gartenpflanzen bei uns. Deine Bilder sind sehr sehr schön und die Information über diese Pflanzen ist sehr interessant. Vielen Dank!

    • Theresa Gläßer

      Hallo Cathy,
      ja leider sind sie auch nur noch an wenigen Plätzen in der Natur zu sehen.
      Schön das du hierher gefunden hast.
      Liebe Grüße

  2. […] Vor kurzem habe ich Theresa im virtuellen Raum getroffen. Sie hat einen wunderschönen Garten-Blog und teilt meine Liebe zu Wildblumen. Bei ihr durfte ich durch Märzenbecherwiesen streifen. Märzenbecher gibt er hier leider nicht, aber umso besser, wenn wir bei anderen Bloggern in den Genuss kommen! Schaut doch mal bei ihr vorbei: Pflanzart […]

  3. Das Pohlenztal ist herrlich, vor allem zur Märzenbecherzeit. Wir sind vor 3 Jahren durch dieses Naturschutzgebiet gewandert und ich habe auch im Blog drüber geschrieben, weil ich so begeistert war.
    Hier im Garten ist es eigentlich viel zu trocken für Märzenbecher, aber einer ist schon mal wieder erschienen.
    LG Sigrun

    • Theresa Gläßer

      Liebe Sigrun,
      da muss ich ja gleich mal wieder bei dir vorbeischauen und nachsehen wo du vor drei Jahren warst…
      War in Cunnersdorf dann auch erstaunt das die Märzenbecher auch an relativ trockenen Südhängen wachsen. Sicher spielt nicht nur die Bodenfeuchte eine Rolle sondern auch die Qualität des Bodens. Trockenen Sandboden mögen sie wohl weniger als Lehm. Na ich drück die Daumen das deiner weiter tapfer bleibt.
      Liebe Grüße

  4. Hallo Theresa,
    das ist noch so ein Traum von mir, diese Massen an Märzenbechern mal zu sehen.
    Bei Hameln soll es auch welche geben, das wäre nicht so weit weg.
    Deine Fotos sind toll!
    VG
    Elke

    • Theresa Gläßer

      Hallo Elke,
      habe auch schon von anderen Standorten gehört, es wäre ja auch sehr zu hoffen das es weitere gibt. Für mich ist der im Polenztal der naheliegendste. Ein Besuch eines Naturstandortes finde lohnt sich immer, dann versteht man auch besser die Bedürfnisse der Pflanzen die sie im Garten erfüllt haben wollen. Und danke für das Lob…
      Liebe Grüße

  5. Liebe Theresa,
    das sind traumhaft schöne Bilder der Märzenbecherbestände! Danke für die Erklärung, wie es dazu kam, das sie dort so verbreitet sind. Ich hoffe, zumindest im/um Polenztal wird es gelingen, die Bestände zu erhalten. Ich habe schon einige Male welche im eigenen Garten versenkt, leider ist es hier zu trocken. Ich könnte es mal im Bereich des natürlichen Teichüberlaufs probieren.
    Liebe Grüße
    Karen

  6. Liebe Theresa
    Was für schöne Bilder, so gerne würde ich auch einmal durch das Polenztal während der Märzenbecherblüte wandern. Es muss traumhaft schön sein. Ein paar wenige Märzwnbecher blühen bei mir im Garten auch aber es sind leider nur einzelne. Na ja mit deinen Tipps werde ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie sich eines Tages doch noch zu einem größeren Bestand entwickeln.
    Liebe Grüße Saskia

    • Theresa Gläßer

      Liebe Saskia, vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit für dich, ich musste auch mehrmals Anlauf nehmen ehe es mit einer Reise zum richtigen Zeitpunkt geklappt hat. Und mit deinen Märzenbechern wird das sicher was, eigentlich brauchen sie ja nur ausreichend Wasser und Geduld.
      Liebe Grüße Theresa

  7. Liebe Theresa, danke für den wunderschönen Spaziergang und die wertvolle Info. Leider geht es so vielen Wildblumen an den Kragen, und sehr oft ist die Landwirtschaft daran Schuld, oder besser gesagt das unverantwortliche Wachsen der Weltbevölkerung, die ja ernährt werden möchte. Jedes Frühjahr bin ich entsetzt, weil die Wiesen immer früher gemäht werden. Dabei werden natürlich nicht nur Blumen platt gemacht, sondern auch Hasen-, Vogelkinder etc. Mit Kunstdünger und Gülle bringt man dann das Fass zum Überlaufen. Derzeit sehe ich totgespritzte Riesenfelder, meist ist ein Bach nicht weit, und dann wundern wir uns, wenn das Trinkwasser verseucht ist und das, was wir essen, ebenfalls. Es ist oft eine traurige Welt, aber ich versuche im Kleinen einen Unterschied zu machen. Mit der Feuchtigkeit im Sommerhalbjähr ist’s ein bisschen schwierig bei mir, aber die Märzenbecher stehen schon lange auf meiner Liste. Bald blühen hier die Orchideen zu Tausenden, das ist immer ein Highlight. Wünsche dir eine schöne, sonnige Woche, Annette

    • Theresa Gläßer

      Liebe Annette,
      da hast du wohl leider Recht. Obwohl ich auch mit Unmut beobachte wie immer mehr Raps und Mais auf immer größer werdenden Riesenfeldern angebaut wird, offenbar für die Energiegewinnung als nachwachsender Rohstoff. Umsomehr freut es mich wenn in solchen eher unzugänglichen Regionen wie z.B. der Gegend um das Polenztal die Natur die Lücken nutzt, das macht ein wenig Hoffnung. Wenn dann bei dir die Orchideen blühen mußt du unbedingt Bilder auf deinem Blog zeigen, das ist bei uns hier nur noch selten zu sehen.
      Dir auch eine schöne sonnige Woche,
      Liebe Grüße Theresa

  8. hallo theresa,
    ach, da geht einem das herz auf, wenn man diese blütenflut sieht und dann schleicht sich doch wehmut ein, da nach deinem bereicht auch hier solche populationen in gefahr sind.
    dir ein dankeschön für den ausführlichen ‘feldbericht’.
    gruss hanna

    • Theresa Gläßer

      Liebe Hanna, ich hoffe ja immer darauf das dann wenn sich Menschen für etwas begeistern können sie auch bereit sind dafür etwas zu tun. Und wenn man solche Wiesen sieht bekommt man eine Ahnung davon wieviel Vielfalt die Natur schon eingebüßt hat, aber es gibt sie zum Glück zumindest noch im Kleinen.
      Eine schöne Woche dir

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